Ein krimineller Staffellauf – Autor/innen erzählen, Experten ergänzen

Das war eine eine lange und gleichzeitig sehr kurze und unterhaltsame Nacht des Krimis. Die Veranstaltung dauerte tatsächlich fast 6 Stunden, war aber so kurzweilig, dass es einem als Zuhörerin nicht so lange vor kam. Ich fand schon das Konzept sehr interessant, dass nämlich Lesungen ergänzt werden von Beiträgen von Fachleuten. Und so gab es zusätzlich Erklärungen von einem Rechtsmediziner, einem Kriminalhauptkommissar, einem Notfallseelsorger und einem Tatorteiniger. Und wenn schon das Auto von einem Tatortreiniger vor einem Kino in Norderstedt steht – dann ist was los…

Den Auftakt machten Bettina Mittelacher und Prof.Dr. med. Klaus Püschel, sie Gerichtsreporterin und Krimiautorin, er einer der bekanntesten Rechtsmediziner Deutschlands, bis zur Pensionierung im UKE in Hamburg-Eppendorf als Leiter der Rechtsmedizin tätig. Zusammen schreiben beide True-Crime-Romane und Thriller, denn „Die Wahrheit ist der beste Krimi“

Dabei ist auch die Arbeitsteilung klar, denn Dr. Püschel ist zuständig für die Fakten und Bettina Mittelacher für das Schreiben. Beide haben aus ihren Büchern gelesen, dazu gab es noch einige spannende Ausführungen von Dr. Püschel zur Faszination der Rechtsmedizin.

„Totenpuzzel“ ist ein Thriller, den beide zusammen geschrieben haben.
Anschließend stellte Svea Jensen „Nordwestschuld“ vor, den 4. Fall für ihre Soko St. Peter-Ording. Die Örtlichkeit, so die Autorin, war ein Wunsch des Verlages.

In dem Buch geht es um Love-Scamming. Dazu hatte Svea Jensen Stefan Dummer an ihrer Seite, erster Kriminalhauptkommissar der Kriminalinspektion Itzehoe. Er hatte die Autorin bei dem Buch fachlich unterstützt.

Lovescamming ist die moderne Form des Heiratsschwindels. Bedingt durch die Einsamkeit auch durch Corona hat sich die Kriminalität vermehrt. Daneben erklärte Dummer dem Publikum dann auch noch sehr anschaulich die Arbeit der Polizei, wenn eine Person als vermisst gemeldet wird.
Anschließend hat Reimer Boy Eilers aus seinem Buch „Das Helgoland – Der Höllensturz“ vorgelesen, ein historischer Kriminalfall, der die Zuhörer in die Geschichte Helgolands entführte.
Hinterher wurde es wieder unterhaltsamer. Anja Marschall und Leo Hansen haben zusammen ihre aktuellen Bücher vorgestellt.

Anja Marschall hat aus „Die toten Engel von Kreta“ gelesen. Das Buch wurde hier im Blog schon ausführlich vorgestellt. Ausnahmsweise, so die Autorin, mal kein historisches Buch. Leo Hansen hat mit „Alsternacht“ sein erstes Buch vorgestellt, das in Hamburg spielt und sich sehr interessant anhörte.

Allein das Cover von dem Buch von Leo Hansen finde ich schon interessant – das Hamburger Rathaus. Der zweite Band erscheint demnächst.
Dann war die Bühne frei für eine der Organisatoren des Abends- Anja Gust hat ihren neuen Krimi „Kaczmarek ermittelt- Tatort Norderstedt“ vorgestellt.
Schon in der Leseprobe konnte man erkennen, dass es auch in diesem Buch neben Spannung auch wieder viel trockenen Humor gibt.

Mucksmäuschenstill war es dann aber im Saal, als Gunnar Urbach ans Mikrofon trat. Gunnar Urbach ist Pastor und Notfallseelsorger in Norderstedt. Er hat dem Publikum von seiner Arbeit als Notfallseelsorger berichtet und das war so berührend und authentisch, dass absolute Stille herrschte. Wie es ist, wenn die Polizei eine Todesnachricht überbringt und was dann ein Notfallseelsorger macht/machen kann. Und wie lange es dauern kann, bis der Angehörige wieder handlungsfähig ist und sich die Schockstarre löst. Dabei unterstützt Gunnar Urbach nicht nur Angehörige sondern auch Einsatzkräfte nach schwierigen Einsätzen. Man konnte den Respekt vor dieser Arbeit im Saal förmlich spüren.
Etwas hemdsärmeliger, aber trotzdem einfühlsam ist die Arbeit eines Tatortreinigers. Krimiautorin Kathrin Hanke hat dazu mit Tatortreiniger Dirk Plähn ein Buch geschrieben.

Beide waren vor Ort, haben einen kurzen Film gezeigt und auch dieser Beitrag hat die Zuhörer ergriffen. Wie es ist, wenn jemand 6 Wochen tot in der Wohnung liegt, in mulmiges Gefühl macht sich im Publikum breit. Das Wort „Leichenflüssigkeit“ kam häufiger vor. Den Beruf hat Dirk Plähn ergriffen, nachdem er einen Bericht über Tatortreiniger in Amerika gesehen hat. So etwas gab es in Hamburg nicht, eine Marktlücke war entdeckt. Der Öffentlichkeit bekannt ist der Beruf durch die Fernsehserie mit Bjarne Mädel. Tatsächlich geht es in der täglichen Arbeit aber nicht nur um Tatorte… Z.B. kümmert sich Dirk Plähn auch um die Wohnung von Verstorbenen im Allgemeinen und entrümpelt Messie-Haushalte.

Sorry, dass die Fotos etwas dunkel sind, aber die Veranstaltung war in einem Kino, dem Spectrum Kino in Norderstedt. Dementsprechend war es etwas dunkel zum Fotografieren.
Zusammengefasst war es ein toller Abend. Spannend, interessant, abwechslungsreich und die Zeit verging wie im Flug. Vielen Dank, dass ich dabei sein durfte.