„Wohnverwandtschaften“

Roman von Isabel Bogdan, erschienen bei Kiepenheuer & Witsch

Inhalt:

Constanze zieht nach der Trennung von ihrem Lebensgefährten in die Wohngemeinschaft von Jörg, Anke und Murat. Was zunächst als Übergangslösung gedacht war, entpuppt sich als zunehmend stabil. Da ist Jörg, dem die Wohnung gehört und der eine große Reise plant; Anke, die als mittelalte Schauspielerin kaum noch gebucht wird und plötzlich nicht mehr die einzige Frau in der WG ist; und Murat, der sich einfach keine Sorgen machen will und dessen Lebenslust auf die anderen mitreißend und manchmal auch enervierend wirkt. Constanze sorgt als Neuankömmling dafür, dass sich die bisherige Tektonik gehörig verschiebt. Alle vier haben ihre eigenen Träume und Sehnsüchte und müssen sich irgendwann der Frage stellen, ob sie eine reine Zweck-WG sind oder doch die Wahlfamilie.

Eigene Meinung:

Isabel Bogdan schafft es auch in diesem Buch, ein ernstes Thema aufzunehmen und mit einem humorvollen und fast leichten Schreibstil darzustellen. Es geht nämlich nicht nur um das Zusammenleben in einer WG und um unterschiedliche Lebensentwürfe, es geht auch darum, dass einer der Bewohner an Demenz erkrankt und sich die Mitbewohner damit auseinander setzen müssen. Dabei erzählt Isabel Bogdan die Geschichte abwechselnd aus der Perspektive einer der vier Bewohner und es gibt dabei keine Rückblenden oder Erklärungen. Eine interessante Art des Erzählens, die dafür sorgt, dass man sehr flüssig lesen kann und immer irgendwie mitten im Geschehen ist. Spannend dabei auch, wenn in den letzten Kapiteln aus der Sicht von Jörg erzählt wird, der an Demenz erkrankt ist. Seine Wortfindungsschwierigkeiten kann man da beim Lesen gut mitfühlen. Vermutlich wird niemand genau sagen können, wie an Demenz erkrankte Menschen denken, aber nach eigenen Erfahrungen in der Familie kam mir das Verhalten  hier sehr authentisch vor. Auch die Reaktionen im Umfeld, wenn die Krankheit beginnt und es niemand so richtig wahrhaben möchte sind, glaube ich, sehr typisch. Insgesamt ein großartiges Buch, eine absolute Leseempfehlung, gerade auch in einer Zeit, in der immer mehr Menschen an Demenz erkranken und sich die Gesellschaft damit auseinander setzen muss.

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