„Der Pfau“

Roman von Isabel Bogdan, erschienen bei insel Taschenbuch

Inhalt:

Ein charmant heruntergekommener Landsitz in den schottischen Highlands, ein völlig durchgedrehter Pfau, der bei blau nur noch rotsieht, und ein bunt zusammengewürfelter Haufen Leute, dazu ein überraschender Wintereinbruch, ein Kurzschluss und die ein oder andere Verwechslung – und schon ist das Chaos perfekt!

Eigene Meinung:

Bei diesem Buch bereitet schon der Buchumschlag Freude. Der glänzende Pfau ist besonders schön gelungen. Inhaltlich geht es mit der Freude dann weiter. Lord McIntosh und seine Frau haben ein großes Anwesen in den Highlands. Nun wird ein Gebäudeflügel im Winter an eine Gruppe Banker aus London vermietet, die nebst Chefin, Köchin und Psychologin anreisen, um Teambuilding zu betreiben.

Unglücklich nur, das gerade bei den schwierigen Gästen einiges schief läuft. Ein Pfau geht auf das Auto der Chefin der Banker los, das Gebäude ist für den Winter eigentlich nicht geeignet, der Strom fällt aus und die ganze Gruppe schneit ein. Diese ganzen Geschehnisse werden wunderbar beschrieben und sind eigentlich in dieser Umgebung schon unterhaltsam genug. Was den Reiz des Buches ausmacht ist aber die Sprachgewandtheit der Autorin. Die Befindlichkeiten der Gastgeber, die unterschiedlichen Charaktere bei den Bankern, die sich im Laufe der Zeit untereinander auch besser kennenlernen, dazu das Personal, die Autorin versteht es wirklich großartig, diese unterschiedlichen Typen so darzustellen, dass der Leser sich ein eigenes Bild machen kann. Leider sind auch viele nicht so ganz aufrichtig zu einander, was zu weiteren Verwicklungen führt. Das gemeinsame Erleben schweißt insbesondere die Banker zusammen, aber besonderen Spaß hat es mir gemacht, dass Liz auch sprachlich immer „die Chefin“ bleibt. Nur ganz selten wird daraus einfach Liz.

Dieses Buch ist eines der wenigen Bücher, von dem ich denke, dass man auch bei einem zweiten Lesen immer noch wieder neue Feinheiten entdeckt. Auf jeden Fall eine absolute Leseempfehlung.

Diese Rezension habe ich schon vor sieben Jahren geschrieben. Immer noch eines meiner Lieblingsbücher und demnächst kommt die Verfilmung in die Kinos.

„Das Bernsteinkind“

Psychothriller von Max Bentow, erschienen im Goldmann Verlag

Inhalt:

Kommissar Nils Trojan steckt in einer Sackgasse. Innerhalb weniger Tage wurden drei Menschen getötet, zwischen denen es scheinbar keine Verbindung gibt. Was sie eint, ist allein die schaurige Inszenierung ihrer Augen, die golden wie Bernstein leuchten. Aber dann stößt Trojan plötzlich auf eine Spur: ein mysteriöser Thriller, in dem eine Frau in einem Verlies um ihr Leben schreibt. Und jedes der Opfer scheint mit diesem teuflischen Werk vor seinem Tod in Berührung gekommen zu sein. Als eine weitere junge Frau verschwindet, weiß Trojan, dass der Countdown läuft. Denn das »Nachtland« ist nicht nur der Titel des Romans – es ist ein realer Ort, an dem sich ein altes Versprechen auf grausame Weise erfüllt …

Eigene Meinung:

Auch der 10. Fall für Nils Trojan hat mich wieder total begeistert und mitgenommen. Der Thriller ist vom Schreibstil her angenehm zu lesen und hat auf mich eine Sogwirkung ausgeübt, dieses wunderbare Gefühl „ich muss unbedingt weiterlesen“ hat sich eingestellt. Gerade die Szenen im „Nachtland“ fand ich wunderbar geschrieben und ich konnte es mir sehr gut vorstellen und mitfühlen. Das hat dann sogar dazu geführt, dass mir sogar körperlich etwas unwohl war, weil es so gut geschrieben war. Ich möchte jetzt nicht spoilern, um das zu erklären. Und während man verfolgt, wie mehrere Menschen in die Hände des Täters gelangen, erfährt man parallel auch schon etwas über den Täter. Das Ganze mündet dann in einem spannenden Finale. Insgesamt wieder ein sehr guter Thriller von Max Bentow, der unter die Haut geht.

„Ein dänischer Winter“

Roman von Sanne Jellings, erschienen im Rowohlt Taschenbuch Verlag 

Inhalt:

Dezember 1929: Karen Blixen verbringt die Weihnachtstage auf dem Hof ihrer Familie am Øresund. Die Frau, die einmal Schriftstellerin werden wollte, quälen existenzielle Sorgen: Ihre Farm in Afrika steht vor dem Ruin, die Beziehung zu ihrem Geliebten Denys Finch Hatton steckt in der Krise.
Am dunkelsten Tag des Jahres steht auch Minna Kasparsson vor dem Nichts. Das achtzehnjährige Mädchen aus der Arbeiterklasse hat ihre Stelle als Schreibkraft verloren, und zu allem Überfluss erfährt sie, dass sich der Mann ihres Herzens mit einer anderen verlobt hat. Heimlich hatte Minna gehofft, Lehrerin werden zu können, nun muss sie bei Karen Blixens Familie eine Stelle als Hausmädchen annehmen.
Auf Rungstedlund kommt es zur Begegnung der beiden Frauen, die nicht unterschiedlicher sein könnten. Eine Begegnung, deren Kraft ihrer beider Zukunft verändern wird …

Eigene Meinung:

Das Taschenbuch hat nur 156 Seiten und trotzdem hat mich die Geschichte in ihren Bann gezogen. Sie erzählt nämlich sehr kraftvoll von der ganz besonderen Begegnung von zwei Frauen, wie sie unterschiedlicher kaum sein könnten. Die Tochter der Familie trifft auf das Dienstmädchen und eine ganz besondere Verbindung entsteht. Eigentlich würde ich mir wünschen, dass diese Geschichte von vielen jungen Frauen und Mädchen heute gelesen wird. Vieles, was für uns heute als Frauen selbstverständlich ist, war es früher nicht. Und so ein Einblick hilft vielleicht, sich für wichtige Fragen unserer Gesellschaft heute zu interessieren. Dabei ist die Geschichte sehr gut zu lesen und sehr bildlich erzählt. Und bei mir hat sie auch noch das Interesse geweckt, dass ich mehr über Karen Blixen erfahren möchte.

Krimiabend in Großhansdorf

Lust auf Krimi? Lautete die Frage, die an einem Freitag vor Weihnachten in Großhansdorf eindeutig mit „Ja“ beantwortet wurde. Auf Einladung des Heimatvereins Großhansdorf-Schmalenbeck sorgten gleich zwei Krimi-Autoren für spannende Unterhaltung. Beide Autoren leben in Großhansdorf und das war an diesem Abend eine interessante Mischung, einen auf Steuerstrafrecht spezialisierten Rechtsanwalt und einen Psychoanalytiker zu erleben.

Olaf R. Dahlmann ist Rechtsanwalt und auf Steuerstrafrecht spezialisiert und stellte an diesem Abend sein Buch „Der Fall Brinkowsky“ vor, bereits der dritte Fall für seine Figur Katharina Tenzer. Diese Anwältin trägt auch einige autobiografische Züge, denn nach 45 Jahren im Wirtschaftsstrafrecht kann der Autor viele Geschichten erzählen.

Inhalt:

Die junge Hamburger Anwältin Katharina Tenzer wird von einer Freundin gebeten, bei der Suche nach dem verschwundenen Ehemann juristischen Beistand zu leisten. Schnell stellt sich heraus, dass der Verschollene grausam ermordet wurde und seine Firma offenbar in einen internationalen Waffenskandal verwickelt war. Die irrational handelnde Witwe, der israelische Geheimdienst und ein geheimnisvoller Whistleblower sorgen dafür, dass Katharina im Fall Brinkowsky wenig Luft zum Atmen bleibt. Mit der Zeit wird immer offensichtlicher: Sie sollte das Mandat besser kündigen. Doch da ist es bereits zu spät, denn inzwischen schwebt ihre eigene Familie in Lebensgefahr …
Olaf R. Dahlmann ist durch einen Mandanten zum Schreiben gekommen, der feststellte, dass er einen blumigen Schreibstil hat. Dabei hat John Grisham ihm zu Anfang die Freude verhagelt, als er den Titel „Der Mandant“ rausgebracht hat. trotzdem gehört Grisham wie auch Nele Neuhaus, Charlotte Link und Stephen King immer noch zu seinen Lieblingsautoren.
Nach der Pause folgte dann die Lesung von Christian Kraus. Bei dem Psychotherapeuten und Psychoanalytiker ist mir beim Lesen als erstes die tolle Stimme aufgefallen. Und die passte wunderbar zu dem Buch „Tief wirst Du schlafen„, das ist der dritte Psychothriller des Autors.
Inhalt:
Die Grenze zwischen Wahn und Wirklichkeit ist schmaler, als du denkst …
In den sozialen Medien kursiert angeblich ein Hypnosevideo, das normale Menschen zu Mördern werden lässt. Und tatsächlich soll eine junge Frau, die das Video gesehen hat, direkt danach und völlig grundlos ihren Freund ermordet haben. Der renommierte forensische Psychiater und Gerichtsgutachter Christoph Kerber hält das für blanken Unsinn – bis er während einer Gerichtsverhandlung ohne erkennbaren Grund mit einem Bleistift attackiert und am Hals verletzt wird. Als sich in Christophs Umfeld unerklärliche Vorfälle häufen, wachsen seine Zweifel. Doch wie weit würde er gehen, um das alles zu beenden?
Christian Kraus arbeitet selbst in seiner normalen Praxistätigkeit nicht mit Hynose, aber er hat etliche Jahre als Gerichtsgutachter gearbeitet und so steckt auch etwas von ihm in den Figuren. Beim Schreiben fängt er mit einer Idee an, die Dinge entwickeln sich dann. Sein 1. Roman war eine Fantasygeschichte. Sein Literaturagent hat ihm damals den Rat gegeben, was zu schreiben, wovon er was versteht. Daraus sind dann die Psychothriller geworden, wobei diese für ihn nicht immer gut ausgehen müssen.
Es war ein sehr schöner und interessanter Abend in Großhansdorf, ich hoffe auf eine Wiederholung.

„Friesenwinterzauber“

Roman von Tanja Janz, erschienen bei HarperCollins

Inhalt:

Alle schwärmen von der schönsten Zeit im Jahr, doch Isabel möchte sich am liebsten den gesamten Winter über verkriechen. Da bittet ihre alte Nachbarin Helma Osterfeld sie, sie nach St. Peter-Ording zum Wiedersehen mit ihrer Schwester zu begleiten. Isabel muss nicht lange überlegen und spürt beim Blick auf Salzwiesen und Wattenmeer bald den heilsamen Zauber der nordfriesischen Winterlandschaft. Und nicht nur das. Es scheint, dass sie sich diesem Ort nicht ohne Grund so verbunden fühlt. Findet sie im alten Haubarg womöglich, wovon sie ein Leben lang geträumt hat: ihre Familie?

Eigene Meinung:

Auch dieses Buch von Tanja Janz ist wieder ein Buch zum Wohlfühlen. Leicht zu lesen, mit einer schönen, warmen Geschichte und ganz viel Nordsee-Feeling aus St. Peter-Ording in der Vorweihnachtszeit. Dazu gibt es dann noch liebevoll beschriebene Hauptfiguren und als Leserin kommt man dann gleich an, auf dem Haubarg an der Nordsee. Auch der liebevoll gestaltete Lageplan in dem Buch hat mir Freude bereitet, der weckt gleich wieder Erinnerungen an schöne Urlaubstage. Und so hat mir das Buch insgesamt wieder Spaß gemacht.

„Der kleine Wintermarkt am Meer“

Ein Sylt-Roman von Julia Rogasch, erschienen im Ullstein Verlag

Inhalt:

Kein Geld, kein Job, kein Mann – Weihnachtsstimmung will sich bei Josi dieses Jahr so gar nicht einstellen. Zum Glück bittet ihre Freundin Linnea sie, nach Sylt zu kommen, um ihr mit dem Wintermarkt zu helfen! Josi kann es kaum erwarten, Heißgetränke in dem kleinen Foodtruck zu verkaufen. Der muss allerdings erst einmal restauriert werden. Unterstützung erhält Josi dabei von Erik. Zwischen den Weihnachtsgirlanden kommen die beiden sich bald näher – doch da beginnt Linnea, sich immer mehr zurückzuziehen … Ist ein Weihnachtswunder noch möglich?

Eigene Meinung:

Das Buch ist der perfekte Roman, um ein bisschen (Vor-)Weihnachtszeit auf Sylt zu genießen. Er bietet wieder ganz viel Insel-Feeling und dazu noch wunderbare Unterhaltung. Eigentlich geht es um vier Hauptfiguren, nämlich Josi, Linnea, Erik und Niklas. Dabei wird die Geschichte abwechselnd aus der Sicht von Josi und Erik erzählt. Man kann sich als Leserin wunderbar in die Figuren hineinversetzen und wenn man dann vielleicht auch noch Sylt kennt, fühlt sich das Buch so gut an wie eine warme Decke im Winter – es tut einfach gut. Dabei ist es leicht zu lesen und bietet aber auch etwas Tiefgang, denn die Lebensgeschichten der Hauptfiguren sind nicht so einfach, wie es auf den ersten Blick scheint. Insgesamt ein schönes Buch für die (Vor-)Weihnachtszeit.

Lesung mit Andreas Winkelmann in Hamburg

In der Buchhandlung Thalia in der Spitaler Straße gab es im November eine ganz besondere Lesung: Andreas Winkelmann hat hier aus seinem Thriller „Das Letzte, was Du hörst“ gelesen. Das war insofern besonders, als das es die Premienlesung aus diesem Buch war, denn der Autor hat 1 Jahr keine Lesungen gemacht.

Und so erklärte Andreas Winkelmann, dass er Lesungen eigentlich nur im Herbst macht, damit die Zuschauer sich dann auf dem Heimweg schön im Dunkeln fürchten. Und weil er den Lesern Angst machen möchte, hat er für das Buch auch eine entsprechende Einleitung geschrieben, schließlich ist er selbst ein „Angsthase“. Wichtig ist ihm dabei auch, dass es von der 1. Seite an spannend losgeht (das klappt auch, kann ich bestätigen).

Bereits mit 14 Jahren hatte er aber schon den Plan, Beststellerautor zu werden, so wie Stephen King. Nachdem er mit Arno Strobel einen Podcast betrieben hat, lag es nahe, das Buch jetzt so zu schreiben. Vieles, was in den Geschichten auftaucht, hat er selbst erlebt, aus Erfahrung schreiben ist für ihn das Beste. Und so wird ein Erlebnis auf seiner letzten Schweden Reise Eingang in sein nächstes Buch finden. Zum Glück gehen ihm nicht die Ideen aus und dazu geht er mit offenen Augen durch die Gegend und hört zu, denn die Realität bietet die besten Anreize.

Beim Schreiben plotet er keine Geschichte, sondern er fängt an, die Geschichte zu schreiben und erzählt sie sich selbst. So entwickelt sich dann die Geschichte. Einen besonderen Bezug hat der Autor, der schon 25 Bücher veröffentlichte, zu „Blinder Instinkt“, das war für ihn der Durchbruch und dabei ist er emotional stark eingebunden.

Gelesen hat Andreas Winkelmann aus „Das Letzte, was Du hörst“, der Thriller ist im Rowohlt Verlag erschienen. Zum Inhalt, und wie es mir gefallen hat, gibt es weitere Infos:

„Das Letzte, was Du hörst“

 

„Winterzauber in der kleinen Teestube am Meer“

Ein Sylt-Roman von Julia Rogasch, erschienen bei Ullstein

Inhalt:

Luises Eltern versuchen verzweifelt, die seit Jahrzehnten familiengeführte Teestube gegen die Konkurrenz der schicken Cafés auf Sylt zu verteidigen. Doch nun sind sie mit ihrer Kraft am Ende, und Luise eilt ein paar Wochen vor Weihnachten zu Hilfe. Unterstützung erhält sie dabei vom gut aussehenden Konditor Moritz, der sich im Zimmer oberhalb der Stube eingemietet hat. Zwischen Törtchen, feinen Teemischungen und kalten Winterstürmen kommen die beiden sich bald näher. Sie finden ein altes Rezeptbuch, das die Teestube retten könnte, und ein lange gehütetes Geheimnis, das sie weit in die Vergangenheit ihrer beiden Familien zurückführt. Nichts ist so, wie es scheint, und doch am Ende alles so, wie es sein muss.

Eigene Meinung:

Das Buch ist ein Sylt-Roman zum Wohlfühlen. Wenn man die Verhältnisse auf Sylt kennt, weiß man, dass der Roman auch einen ernsten Hintergrund hat, denn Strukturwandel gibt es auch auf der Insel reichlich. Die Probleme der alteingesessenen Familie werden hier aber in eine schöne Geschichte verpackt, mit liebevoll beschriebenen Personen und ganz viel Sylt-Atmosphäre im Winter. Die Geschichte wird dabei abwechselnd aus der Perspektive der beiden Hauptfiguren erzählt. Und so sitzt man beim Lesen dann gedanklich in der schönen Teestube und genießt Sylt in der Vorweihnachtszeit. Und so bietet das Buch beste Unterhaltung für die Wintermonate und insbesondere die Vorweihnachtszeit.  

„Ein Abend mit Celeste Ng“

Einen interessanten Abend gab es im November im Schmidtchen in Hamburg: Celeste Ng stellte dort ihr neues Buch „Unsere verschwundenen Herzen“ vor

Das Buch ist erschienen bei dtv, übersetzt von Brigitte Jakobeit.

Inhaltsangabe:

Der zwölfjährige Bird lebt mit seinem Vater in Harvard. Seit einem Jahrzehnt wird ihr Leben von Gesetzen bestimmt, die nach Jahren der wirtschaftlichen Instabilität und Gewalt die »amerikanische Kultur« bewahren sollen. Vor allem asiatisch aussehende Menschen werden diskriminiert, ihre Kinder zur Adoption freigegeben. Als Bird einen Brief von seiner Mutter erhält, macht er sich auf die Suche. Er muss verstehen, warum sie ihn verlassen hat. Seine Reise führt ihn zu den Geschichten seiner Kindheit, in Büchereien, die der Hort des Widerstands sind, und zu seiner Mutter. Die Hoffnung auf ein besseres Leben scheint möglich. Eine genauso spannende wie berührende Geschichte über die Liebe in einer von Angst zerfressenen Welt.

Der Abend in Hamburg:

Die Autorin erzählte, dass sie bereits zum 3. Mal in Hamburg war, sich allerdings in Boston zu Hause fühlt. In jedem ihrer Bücher steckt auch ein kleines Stück von ihr. 

Sie findet es beängstigend, sich in die Situation reinzuversetzen, als Mutter das eigene Kind zurückzulassen. Allerdings hat sie auch Hoffnung, dass man den Kindern in einer schwierigen Welt auch noch Optimismus mitgeben kann. 

Während es in den vorherigen Büchern eher ein persönlicher Blick auf eine Geschichte ist, geht es in dem neuen Buch um Politik. Schließlich hat sie selbst erfahren, wie es ist, wenn man „anders“ ist in Amerika, ihre Eltern stammen aus Hongkong. Und da jemand an der Wirtschaftskrise in den USA Schuld sein muss, bekommen jetzt die Chinesen die Schuld. Und in Amerika ist es so, dass man jemanden, der sich nicht „richtig“ verhält, die Kinder wegnehmen kann. Dann wird illoyalen Nichtamerikanern das Sorgerecht für ihre Kinder entzogen. Und um so eine Geschichte geht es in dem Buch. Mit dem Buch hat sie 2016 angefangen und es macht ihr Angst, denn „die Welt wird immer mehr, wie ich sie schreibe“. Und wie US-Amerikaner mit asiatischem Hintergrund gesehen werden, tritt immer mehr den Nerv der Zeit.

Büchereien sind in dem Buch die sicheren Orte und auch die Autorin mag Bibliotheken sehr gern. Sie schreibt dort und hat die Mitarbeiter beobachtet, die für alles eine Lösung haben. Sie selbst hat kreatives Schreiben in Michigan studiert und ist in ihrer Familie als Künstlerin die Ausnahme, wo es sonst viele Ingenieure gibt. Außerdem ist sie dankbar, dass so viele Leute ihre Bücher lieben, denn schließlich kommt sie aus den USA und ist kein Thrillerautor. Ihre Botschaft: es gibt immer Hoffnung und dabei kann sie sich nur in Geschichten ausdrücken. Insgesamt ein sehr interessanter Abend mit einer starken Persönlichkeit.          

 

Krimifestival auf Kampnagel 2022

Jedes Jahr im November gibt es eine Woche das Hamburger Krimifestival auf Kampnagel, in diesem Jahr zum 15. Mal. Dort gibt es dann jeden Abend mehrere Krimilesungen – und ich könnte mein Zelt im Foyer aufstellen. Aber Frau muss sich entscheiden und so war ich dieses Jahr im hohen Norden unterwegs.

Am Mittwoch stellt die Isländerin Yrsa Sigurdardóttir ihr neues Buch „Schnee“ vor. Ich habe schon mehrere Bücher von der Autorin gelesen und das mit Begeisterung. Die Autorin berichtet von sich, dass sie gut Deutsch spricht- „im Kopf“.

Zunächst ging es dann in dem Gespräch um Weihnachten auf Island, was immer ein Buchthema ist. Alle Hardcover kommen vor Weihnachten raus und jeder bekommt ein Buch zu Weihnachten, ein ungeschriebenes Gesetz.

In dem neuen Buch der Autorin geht es um eine Gruppe von Wanderern, die in einer sehr verlassenen Berghütte unterwegs sind. Die Berghütten gibt es überall in Island, als Schlafplätze im Sommer und auch im Winter offen, falls jemand von einem Schneesturm überrascht wird und für alle zugänglich. Denn man kann nicht bei jeder Witterung zurück und auch nur bei Tageslicht weiter. Die Geschichte basiert auf einer wahren Geschichte, einer Gruppe von Studenten, die tot aufgefunden wurden, was nie aufgeklärt werden konnte.  Dabei gibt es Rettungsteams überall in Island, die ehrenamtlich unterwegs sind.

Die Autorin freut sich, ein Buch „stand alone“ zu schreiben, so muss keiner überleben und man kann Figuren austauschen. Um den Lesern das Lesen zu erleichtern wählt sie die Namen so, dass jeder Buchstabe nur 1x als Anfangsbuchstabe vorkommt. Interessant auch, dass auf Island die möglichen Namen für Kinder und Pferde auf einer Liste vorgibt.

Yrsa ist gelernte Bauingenieurin und arbeitet auch immer noch in diesem Beruf, obwohl sie mittlerweile als Schriftstellerin sehr erfolgreich ist. Aber Schreiben alleine ist ihr zu einsam, erzählt die Autorin weiter, die schon als kleines Kind Horrorfan war und heute auch noch ist. Und so wundert es nicht, dass der Soundtrack von Horrorfilmen heute für sie die Musik zum Schreiben ist.

Inhalt:

Was zwang die Freunde, sich mitten im harten Winter im isländischen Hochland zu bewegen, in Dunkelheit und Schneestürmen? Und warum verließen sie das kleine Obdach, das sie hatten, kaum bekleidet und den harten Bedingungen vollkommen ausgeliefert? Ein Rettungsteam wird in die abgeschiedene Gegend geschickt, um nach den Vermissten zu suchen. Währenddessen gehen an der einsam gelegenen Radarstation in Stokksnes seltsame Dinge vor sich. Nichts ist so, wie es scheint: Sei es die Blutlache, die im unberührten Schnee fernab der Zivilisation entdeckt wird, oder der kleine Kinderschuh, der Jahrzehnte nach der Vergrabung wiedergefunden wird …Angesiedelt in der grandiosen isländischen Landschaft, beschreibt Yrsa Sigurdardóttir überzeugend, wie das Gehirn uns in Ausnahmesituationen täuschen kann.

Auf Samstag hatten wir dann Karten für die „Schwedische Nacht“ und wurden ziemlich enttäuscht. Asa Larsson, Anne Holt und Arne Dahl waren angekündigt, alles Autoren, die ich sehr gerne lese. Erst mit Beginn der Veranstaltung wurden wir dann informiert, dass bei Asa Larsson der Flieger nicht abgehoben hatte und Anne Holt erkrankt ist. Aus 3 Autoren wurde einer. Sehr bedauerlich und dafür war der Eintrittspreis sicherlich auch nicht gerechtfertigt. Aber immerhin Arne Dahl war da und stellte sein neuestes Buch

Null gleich Eins„vor. Das Ermittlerpaar Berger und Blom  ist jetzt im 5. Buch tätig und bekommt jetzt Ermittlungsaufträge, allerdings ist dieser Band auch der Abschluss der Reihe.

Das alle Bücher der Reihe Zahlen haben, ist eine deutsche Idee, der Verlag brauchte neue Titel nach Gier, Zorn usw. Es gibt immer eine entsprechende mathematische Verbindung in dem Buch. Bisher gab es immer viele Polizisten in seinen Büchern, so sollten es hier nur zwei sein. Die Fundorte der Leichen sind Strände mit Felsen. Nicht ganz geografisch korrekt, aber der Autor ist immer vor Ort gewesen. Und auch wenn es schwierig geworden ist, originelle Plots zu schreiben, so haben wir Glück, dass Arne Dahl ein „Serienschreiber“ ist, denn eine neue Serie ist in Arbeit und  fast fertig.

Inhalt:

Er wird es wieder tun. Am Fünften jedes Monats findet die Stockholmer Polizei in den Schären eine Leiche. Doch die Todesursachen unterscheiden sich, und so glaubt niemand an eine Verbindung zwischen den Morden. Niemand außer Kommissarin Desiré Rosenkvist, die Sam Berger und Molly Blom mit dem Fall beauftragt. Obwohl die Ermittler im Verborgenen agieren müssen, erkennen sie: Wer auch immer die Toten deponiert, will gefunden werden. Nur warum gerade jetzt? Berger und Blom setzen sich auf die Fährte eines größenwahnsinnigen Täters, dem es um nichts Geringeres als das ewige Leben zu gehen scheint.

Dann wurden auch noch die Bücher der beiden Autorinnen vorgestellt, aber das war dann nur der halbe Spaß. Und trotzdem freue ich mich schon auf den Krimifestival hoffentlich im nächsten Jahr.