„Crime Day“ in Hamburg

 

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Eine ganz besondere Premiere gab es letzten Samstag im St. Pauli Theater in Hamburg. Veranstaltet von der Zeitschrift stern Crime und der Verlagsgruppe Random House Bertelsmann durften sich die Gäste über einen interessanten und spannenden Tag rund um Verbrechen und ihre Geschichten freuen.

Dabei ging es um wahre Kriminalfälle und fiktive Fälle in Kriminalromanen. Als Experten waren mit Andreas Gruber, Charlotte Link, Elisabeth Herrmann, Karsten Dusse, Melanie Raabe, Ellen Sandberg und Marc Elsberg viele tolle Krimi-Autoren zu Gast, sowie stern Crime Autoren und „True Crime-Experten“, wie zwei echte Ermittler von der Polizei, eine Kriminalpsychologin und ein Rechtsmediziner.

Die angebotenen Formate waren dann auch sehr vielfältig. Auf der Hauptbühne gab es große Talkrunden zu kriminalistischen Fragestellungen. Außerdem konnte man noch Workshops buchen, die von den Krimi-Autoren oder den „echten“ Fachleuten durchgeführt wurden.  Auch gibt es noch Crime Touren von Eat the World, wo man auf einem kulinarischen Stadtrundgang Lokale und Geschichten erleben konnte. Weiter bestand noch die Möglichkeit, viele der anwesenden Autoren bei einem Meet & Greet näher kennen zu lernen. Ein tolles Programm, es war wirklich schwer, sich für einzelne Themen zu entscheiden, weil viele Angebote toll waren.

Wir waren dann am Ende mit unserer Auswahl zufrieden und hatten einen interessanten Tag:

Nach der Begrüßung starteten wir mit der Talkrunde „Zwischen Psychogramm und blutigem Grusel – was macht gute Spannung aus?“ mit Charlotte Link, Andreas Gruber und Silke Müller von stern Crime.

Podium 1

Charlotte Link hat sich schon als Kind Gruselgeschichten ausgedacht. Heute ist ihr der Charakter ihrer Figuren sehr wichtig, es ist ihr tiefes Interesse, in die Tiefe des Menschen zu steigen. Dabei steht die Figur immer am Anfang, nicht das Verbrechen. Die Entwicklung im Inneren des Menschen fasziniert sie dann, erst in der Ausnahmesituation wird es interessant. Und so arbeitet sie an einem großen Schreibtisch mit vielen Zetteln und weiß zu Beginn ungefähr, wohin das Buch gehen soll, aber das wird sich noch ändern, wenn die Figuren sich entwickeln.

Charlotte Link

Während vorher das Personal in ihren Büchern immer wechselte hat sie jetzt seit 3 Büchern ein Ermittlerduo. Ermittlerin Kate hat die Autorin ins Herz geschlossen. Im Herbst erscheint das nächste Buch. Das Ermittlerduo ist dabei ein Gerüst für das nächste Buch, aber auch eine Herausforderung beim Schreiben, denn man muss in der Logik der Figuren bleiben.

Einen anderen Ansatz hat Andreas Gruber, der schon als 4 Jähriger mit Comics angefangen hat, da er nicht schreiben konnte, kamen dabei Zeichen in die Sprechblasen. Mit 8 Jahren hat er dann seinen ersten Roman geschrieben, der genau 3 Seiten umfasste.

Er ist ein plotgetriebener Krimiautor, mit einem komplexen, rasanten Plot, weniger  tiefe Charaktere, weniger Recherche. Ursprünglich kommt er aus dem Bereich Controlling und so entwickelt er seine Plots mit einer Excel-Datei. Tiefe Charaktere traut er sich eher nicht zu. Beim Schreiben verlässt er sich auf seine Intuition, allerdings überarbeitet er einen Roman auch 10 Mal, bevor er ihn abgibt. Schließlich muss ihm selbst sein Krimi gefallen und überraschen. Wenn es intelligente, überraschende Wendungen gibt, dann wird es für ihn spannend, so Andreas Gruber.

In seinen Krimis gibt es meist zwei Handlungsstränge, die mit den Charakteren verknüpft werden und in Österreich und Deutschland spielen. Dabei geht es dann um das „warum“, warum jemand zum Täter wird. Auf die Frage, warum ausgerechnet das deutsche BKA in seinen Büchern ermittelt, erklärte Gruber, dass er es gerne mag, wenn der Mörder eine Blutspur durchs Land zieht und da bietet sich das BKA an. Außerdem kann der Ermittler ins Ausland reisen und hat mehr Ressourcen als ein Privatdetektiv in Hintertupfing.

Andreas Gruber

Bei den Figuren findet es Andreas Gruber es interessant, originelle Figuren zu schaffen, keine Klischees. Ermittlers Sneijder war eher ein Versehen, der Niederländer ist, weil es kein Österreicher oder Deutscher sein sollte, aber gut Deutsch sprechen sollte. Dagegen ist Ermittlerin Sabine Nemez für ihn wie Watson, die eigentliche Hauptfigur. Es ihrer Sicht werden die Romane erzählt und sie ist taff und kann Sneijder Paroli bieten.

Dann folgte die nächste Talkrunde „Wie blutig darf es sein? Die Ästhetik von Gewalt im Kriminalroman“ mit den Autoren Elisabeth Herrmann und Marc Elsberg, sowie True-Crime-Experte Felix Bringmann von stern crime.

Podium 2

Bei Elisabeth Herrmann müssen ihr die Tatorte etwas geben, sie macht das mit Gefühl. Erste Sätze im Roman müssen dann schon einen Sog haben, aber sie vertraut auch auf die Geduld des Lesers. Dazu muss man Mechanismen wie Cliffhanger als Autor kennen. Interessant wird es, so Elisabeth Herrmann, wenn man zwischen Schwarz und Weiß nicht mehr unterscheiden kann, der Täter kann z.B. auch ein liebender Familienvater sein. Ihre Geschichten leben dann auch nicht von malträtierten Körpern, solche Bilder guckt sie sich auch nicht an.

Für Marc Elsberg muss es nicht blutig sein, solchen Szenen sollte man nicht zu drastisch beschreiben. Spannung entsteht nicht aus Gewalt, wichtig ist die Psyche. Dabei muss der erste Satz in einem Buch ihn abholen, denn er ist kein geduldiger Leser. Der erste Satz muss auch nicht der mit Gewalt sein. Eine Grenze wird aus seiner Sicht überschritten, wenn Gewalt attraktiv erscheint.

Für uns ging es dann mit einer Eat The World-Tour an die frische Luft zu einer kulinarischen Stadtführung durch St. Pauli.

Auf die Talkrunden „True Crime oder Fiktion“, „Täter, Ermittler, Opfer – wer ist der wahre Held im Kriminalroman“, „wenn sich ein Buch verwandelt- vom Kriminalroman zum Film, Podcast oder Hörspiel“ mussten wir in der Zeit verzichten.

Wieder im Theater angekommen, konnten wir Melanie Raabe bei einem Meet & Greet  treffen, was großen Spaß gemacht hat. Jetzt freue ich mich noch mehr auf das neue Buch „Die Wälder“.

Melanie Raabe

Von der Runde „Wenn aus Fakten Fiction wird – welche Rolle spielt gesellschaftliche Realität im Kriminalroman?“ haben wir noch das Ende mitbekommen.

Podium 3

Spannend hier, dass neben den Autoren Ellen Sandberg und Marc Elsberg mit Klaus Püschel auch ein Rechtsmediziner auf dem Podium saß. Er hatte nicht nur seinen eigenen Schädel als 3D-Modell mitgebracht, sondern wünschte sich alle technischen Verfahren, die es für die Lebenden gibt, auch für die Toten.

Püschel

Dann folgte ein „Baatle of Books“ auf der Hauptbühne, die Autoren Karsten Dusse und Andreas Gruber standen sich gegenüber. Die beiden Autoren mussten Geschichten zu Bildern erfinden, außerdem wurde Tabu gespielt und es galt dann noch, rauszufinden, zu welchem Autoren welcher Rezi-Ausschnitt gehört. Andreas Gruber ging dabei als Sieger von der Bühne.

P1040328

In dem Buch von Karsten Dusse killt ein Anwalt nach den Regeln der Achtsamkeit. Dusse selbst ist ein großer Freund der Achtsamkeit. Der Autor hat Jura studiert und war vorher u.a. Chefautor für die Fernsehreihe „Ladykracher“, danach war er als Fernsehanwalt bei Barbara Salesch im Fernsehen tätig. Daraus entstand der Wunsch, ein längeres Buch zu schreiben. Die Tätigkeit für das Fernsehen war Anfang und Endpunkt dafür, dass er Jura studiert hat.

Für mich dann noch die Gelegenheit zum Meet & Greet mit Ellen Sandberg.

Ellen Sandberg

Ellen Sandberg ist Autorin für spannende Familienromane, die unter ihrem richtigen Namen Inge Löhnig Krimis schreibt. Da ist dann auch beim Signieren Aufmerksamkeit gefragt, damit der richtige Name ins Buch kommt.

Dann folgte die letzte Talkrunde „Kommt ein Mörder zur Yogastunde – Trends im Kriminalroman“ mit den Autoren Melanie Raabe, Marc Elsberg und Karsten Dusse.

Podium 4

Die drei Autoren haben sehr unterschiedliche Bücher geschrieben: Bei Melanie Raabe steht die Psycho im Vordergrund, Marc Elsberg hat Wissenschaftsthriller geschrieben und Karsten Dusse einen Achtsamkeitskrimi.

2 aktuelle Trends gibt es bei den Krimis derzeit: Regional und möglichst auch lustig oder exotisch international.  Mörder sind immer noch gute Unterhaltung.

Für Melanie Raabe ist niemand immer nur gut oder böse. Es macht ihr Spaß, Charaktere zu schaffen, die durch Handlungen überzeugen. Dabei geht sie nicht immer von einem Plot aus und am Ende gibt es eine Auflösung. Ihr ist die Atmosphäre in den Büchern wichtig, starke Bilder.  Sie mag es, wenn man als Leser das Unheil schon spürt, wenn es unterschwellig immer gefährlicher wird, die Bilder dafür sucht sie sich im Alltag. Sie geht mit offenen Augen durch die Welt und interessiert sich für psychologische Fragen schon seit sie 11 Jahre alt war.

Marc Elsberg findet seine Bücher sehr positiv, so erzählt „Blackout“ davon, wie gut die Welt ist, in der wir leben. Allerdings kann man Erfolg nicht designen. Ein guter Thriller enthält für ihn immer die Frage „wie würdest Du Dich entscheiden?“, das macht das Genre so interessant. Nach seiner Recherche für Blackout kauft er übrigens anders ein, nämlich Vorräte für 10 Tage, nicht nur für 2 Tage. Die Fakten verpackt er in einen Roman, die Spannung muss aus der Sache selbst entstehen. Es geht dabei um Unterhaltung und mit belletristischen Möglichkeiten an die Menschen heranzukommen.

Karsten Dusse dagegen hat selbst Jura studiert und ist Anwalt. Während des Studiums hat er fürs Fernsehen gearbeitet und dabei die unnötige Schnelligkeit festgestellt, es bleibt von den Beiträgen dort nichts. Heute freut er sich, wenn man jeden Tag in der Buchhandlung seinen eigenen Text sehen kann.

Der Tag endete mit einer großartigen Abendveranstaltung –

Das Duell – eine inszenierte Lesung.

Dabei haben die Schauspieler Ulrich Tukur und Christian Redl zwei Vernehmungen dargestellt, beruhend auf wahren Kriminalfällen aus Kanada und Deutschland. Ein toller Abschluss…

Abendveranstaltung

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und dann ging es mörderisch toller Tag zu Ende…

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